27.11.23
Wunderstoff Kalk: Kalk ist überall
Baustoffindustrie
Kalksandstein besteht aus Quarzsand, fein gemahlenem Kalk und Wasser und wird unter Dampfdruck in Härtekesseln bei Temperaturen zwischen 160°C und 220°C gehärtet. Dabei entstehen Kristalle, die den Kalksandstein seine besondere Festigkeit geben.
Kalksandstein wirkt aufgrund seiner Rohdichte ausgezeichnet lärmabsorbierend und hat mit dem richtigen Putz eine hervorragende Wärmedämmeigenschaft. Zudem sind Außen- und Innenwände aus Kalksandstein feuerfest und entwickeln keine giftigen Gase. Kalksandstein sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch gesund, da die Wände kapillar wirken und durch ihr Speichervermögen kurzfristige Schwankungen in Temperatur und Feuchte ausgleichen, was zu einem gesunden Raumklima führt.
Gasbeton (Kalkleichtbeton) ist ein weiterer gesunder Baustoff auf der Basis Kalk. Ein dünnflüssiger Brei aus Quarzsand, Kalk und Zement wird mit Wasser und Aluminium zu einem Block aufgeschäumt. Der natürliche Kalk sorgt für die besonderen Eigenschaften im Gasbeton. Bei einem geringen Gesamtgewicht besitzen Gasbetonsteine eine ausgezeichnete Wärmedämmung, da beim Aufschäumprozess im Herstellungsverfahren Wasserstoff entsteht, der Millionen feinste Poren im Material bildet. Die Luft im Innern sorgt dafür, dass Heizwärme im Haus bleibt, Feuchtigkeitsschwankungen ausgeglichen werden und so ein gesundes Wohnklima entsteht. Die Poren im Kalkleichtbeton absorbieren Schall ohne ihn zu reflektieren, was den Baustoff zu einem hervorragenden Schallisolierer macht. Auch Gasbeton ist feuerfest, da er nicht brennbar ist, keine Flammen weiterleitet und keine schädlichen Toxine bildet. Das alles macht den Baustoff bei Bauprojekten sehr beliebt.
Landwirtschaft
Kalk ist ein unverzichtbarer Helfer für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Obstbau, da er die Böden gesund hält. Kalk hebt in sauren, unfruchtbaren Böden den ph-Wert an und neutralisiert so schädliche Säuren. Saurer Regen hat unseren Wäldern sehr geschadet, doch durch Kalk konnten die Schäden beseitigt werden. Kalk kämpft gegen Säuren und regeneriert den Nährboden, das Erdreich wird locker und leichter durchwurzelbar. Dies wird durch eine Reaktion bewirkt bei der Ton-Humus-Komplexe gebildet werden. Wenn der Boden in Ordnung ist, wachsen auch die Pflanzen wieder gesunder. Das Calcium und Magnesium im Kalk sorgen für einen gestärkten und gesunden Aufbau von Zellwänden und Wurzeln. Magnesium wird für die Bildung grüner Blätter benötigt. Mit Kalk werden auch Hobbygärtner glücklicher, denn er sorgt für mehr Blütenpracht, gesundes Obst und saftigen grünsatten Rasen.
Straßenbau
Der Straßenbau ist mit dem Baustoff Kalk untrennbar verknüpft. Das deutsche Straßennetz besteht aus ca. 800000km. Millionen Tonnen Kalk und Kalkstein werden jährlich für Straßen im Untergrund, Unterbau und Oberbau verwendet.
Im Untergrund sorgt Kalk als Bodenverfestiger für Stabilität unter dem weiteren Straßenaufbau. Durch verschiedenen Reaktionen verfestigt er den Untergrund und macht ihn permanent tragfähig.
Für die weiteren Tragschichten hat die Vergangenheit gezeigt, dass eine Kalksteinmischung aus Schotter, Brechsand und Split durch seine Stand- und Frostsicherheit der optimale Baustoff ist. Kalkstein ist unempfindlich gegen Kälte, Hitze, Frost und Wasser. Da sich Kalkstein zusammen mit Brechsand und Edelsplitt hervorragend mit Bitumen verbindet, wird Kalkstein auch in der Fahrbahndecke als Füller eingesetzt.
Betonbau
Auch im Betonbau ist Kalkstein als „Betonzuschlag“ ein begehrter Baustoff. Kalksteinbeton hat ein sehr gutes Fließverhalten beim Verdichten, entmischt sich nicht und erreicht eine hohe Festigkeit, die sehr früh einsetzt. Dadurch erhöht sich die Wirtschaftlichkeit, da Bauwerksbeton eher ausgeschalt werden kann und Betonfertigteile schneller gefertigt werden können. Kalksteinzuschlag wird auch empfohlen, wenn Rohre von Abwasserleitungen durch Schwefelsäureangriffe gefährdet sind. Der Kalkstein bildet dort eine schwer lösliche Schutzschicht, die den Angriffen der Säure entgegenwirkt.
Industrie
In der Industrie findet Kalk vielfältige Verwendung, sei es bei Glas, Seife, Kunststoffe, Kosmetikartikel, Papier u.a.. Allein die Eisen- und Stahlindustrie verwendet 40% der Branntkalkproduktion zur Eisen- und Stahlgewinnung.
Umweltschutz
Unsere Umwelt wird täglich durch Abgase und Abwässer belastet. Kalk ist ein wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen Umweltgifte.
Rauchgas-Entschwefelung
Zur Energiegewinnung werden immer noch Erdöl und Kohle verbrannt, die beide Schwefel enthalten, der beim Verbrennungsprozess als toxisches Schwefeldioxid freigesetzt wird. Mit Kalkmilch, einem Gemisch aus Wasser und Sumpfkalk kann verhindert werden, dass der gefährliche Schadstoff durch den Schornstein in die Atmosphäre entweicht. Das Schwefeldioxid verbindet sich mit dem Kalk zu Calciumsulfat, bekannt als Gips. Ca. 90% aller Abgasreinigungsanlagen verwenden für den Reinigungsprozess Kalk um unsere Luft sauber zu halten.
Abwasserreinigungsprozess
Auch im Abwasserklärprozess hat Kalk eine große Bedeutung, indem er Säuren neutralisiert, Phosphate (z.B. aus Waschmitteln) beseitigt, durch Ausfällung Schwermetalle wie Cadmium, Quecksilber und Blei entfernt sowie krankheitserregende Viren und Bakterien zerstört.
Der beim Abwasserreinigungsprozess erzeugte Klärschlamm wird durch Kalk entseucht und verfestigt, so dass er gefahrlos deponiert werden kann. Bei giftigen Schlämmen werden durch Kalk die Schadstoffe, wie Öl, Fett und Schwermetalle neutralisiert. Doch auch beim Rohwasser, also unserem Grund-, Quell- und Oberflächenwasser hilft Kalk bei der Aufbereitung, da es im Urzustand für Menschen meist nicht geeignet ist. Ob zu hart oder zu weich, Kalk wirkt auch bei der Trinkwasseraufbereitung als unentbehrlicher Helfer.
Foto:
Kreidefelsen auf Rügen von Caspar David Friedrich